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Interview Nr. 28 mit Yang Zhao

Interview Nr. 28 mit Yang Zhao

Hier das nächste sehr spannende und interessante BRC-Interview mit Yang!

Yang hat 93 Marathons in 8 Jahren gefinisht – ich kann es nicht fassen! Herzliche Gratulation Yang 🙂 Bei deinem 100. Marathon können hoffentlich viele von uns an der Strecke stehen und dich anfeuern!

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Wann und wie bist du zum Laufen gekommen?

Ich war nicht immer so sportbegeistert wie heute. Im Gegenteil: Ich war ein Sportmuffel (lach). Mit 30 habe ich mich spontan für einen 8km-Lauf angemeldet, es lief so gut, dass ich 3 Monate später meinen ersten Halbmarathon absolvierte und ein halbes Jahr später den vollen Marathon, seitdem ist das Laufen wie ein Lifestyle für mich geworden.

 

Was waren deine persönlichen Highlights beim Laufen/an Wettkämpfen🚀🤪?

Als mein persönliches Lauf-Highlight ist mir der Marathon des Sables in Erinnerung geblieben. Im Jahr 2018 nahm ich am Etappenlauf MdS in der marokkanischen Sahara teil. Ich habe mich 2 Jahre lang darauf vorbereitet. Auf etwa 250 Kilometern mussten wir unsere Ausrüstung (Verpflegung und Material) selbst tragen. Die längste Etappe war 85km, für mich als langsame Läuferin heisst es, dass ich durch die Nacht laufen muss. Nach dem Sonnenuntergang zeigte sich die Wüste von ihrer anderen Seite, tagsüber war es 50 Grad heiss, auf einmal kühlte es stark ab. Es war Vollmond und der Sternenhimmel war so wunderschön, ich machte für einen kurzen Augenblick meine Stirnlampe aus und genoss die mystische Stimmung der Nacht, welcher Moment der Magie, ich spürte in dem Augenblick die Schönheit der Natur und ihre Barmherzigkeit, ich war sehr dankbar, dass ich diesen besonderen Moment als Läuferin erleben durfte. Den MdS zu beenden ist ein unvergessliches Erlebnis. Die wichtigste Lebenserfahrung, die ich mitnehme, ist die Zuversicht, dass nachdem ich das geschafft habe, auch alles andere was ich mir im Leben vornehme erreichen kann.

 

Was hast du noch für Ziele im Laufen?

Ziele und Möglichkeiten haben sich bei mir schon immer variiert. Vor 8 Jahren als Laufneuling war es für mich ein magisches Ziel, einmal die 42,195 km lange Distanz komfortabel zu bewältigen und mit einem Lächeln über die Ziellinie zu kommen. Heute haben sich meine Prioritäten verschoben, persönliche Bestzeiten sind nur noch zweitrangig, generell laufe ich lieber auf Trails als auf Strassen, lieber länger als schneller, die schönen Erlebnisse stehen im Vordergrund. Ich muss sagen, dass Trailläufer im sportlichen Umgang miteinander extrem entspannt sind, sich nicht zu ernst nehmen, das finde ich sehr wichtig. Persönlich möchte ich noch bis ins hohe Alter sportlich aktiv und unabhängig sein, wenn ich mit 70 noch Bergmarathons laufen kann, das wäre mein grösster Traum.

 

Wie bist du zum BRC gekommen?

Ich bin im Oktober 2020 nach Basel gezogen und mir war bange vor der Vorstellung, neue Freunde finden zu müssen. Ich arbeitete von zu Hause aus, kannte wenige Leute in der Stadt und hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte. Beim BRC habe ich sofort meinen Platz gefunden, ich habe viele interessanten Leute getroffen, mit der unterschiedlichsten Motivation und heterogenen Hintergrund, wirklich sehr spannend. Sport verbindet und es ist toll, ein Teil vom BRC zu sein.

 

Welches ist dein Lieblingstraining beim BRC?

Am liebsten mag ich die langen Dauerläufe, dabei entdecke ich immer wieder neue Laufstrecken, die für mich noch unbekannt sind. Ausserdem bringt das Laufen im Team immer wieder neue Anregungen, die ich als Einzelkämpferin so nicht erfahre. Man fachsimpelt über den neuen Laufschuhen, oder über die Vor- und Nachteile von Nahrungsergänzungsmitteln, der nächste regt vielleicht ein neues Laufevent an, man findet immer wieder neue Inspirationen und die Zeit geht auch schneller vorbei in einer Gruppe.

 

Was gefällt dir besonders beim BRC?

Gustav Heinemann hatte mal gesagt, dass man den Wert einer Gesellschaft daran erkennt, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt. Und ich finde, beim BRC wird das Wort Inklusion grossgeschrieben, wir haben Läufer und Läuferinnen aus verschiedenen Nationen, jeder hat unterschiedliche Ambition und körperliche Voraussetzung, hier wird jeder bei seinem Ziel unterstützt und man freut sich über den Erfolg der anderen.

 

Was ist deine Lieblingswettkampfdistanz?

Meine Komfortzone ist so um die 50 km im kupierten Gelände. Ich finde das Traillaufen viel gelenkschonender als die harten Tempoeinheiten auf Asphalt. Einen flachen Marathon zu laufen, ist und bleibt eine Herausforderung. Beim nächsten Mal fünf Minuten schneller ins Ziel kommen, erfordert deutlich konsequenteres und härteres Training als einen Ultra zu finishen. Ich habe nicht die körperliche Verfassung, einen Marathon unter 4 Stunden ohne Training zu laufen, aber ein 80 km geht immer. Hier erhält der Ausdruck:

«Jeder Finisher ist ein Sieger» eine völlig neue Dimension. Leistungsdruck habe ich schon genug im Berufsleben, deshalb ist für mich der Wettkampf gegen die Uhr nur das Salz in der Ultrasuppe.

 

Am Vereinsausflug in Köln haben wir erfahren, dass dies dein 93. Marathon (in 8 Jahren) war! Wow, eine unglaubliche Leistung, herzliche Gratulation. Bitte erzähle mehr darüber! Wie ist es zu den 93 Marathons gekommen?

Als ich vor 8 Jahren meinen ersten Marathon in Lausanne lief war ich überglücklich, dass ich den Lauf ohne Problem in einer für mich akzeptablen Zeit beenden konnte (4:17). Leider hielt dieses Glück nicht lange, und wegen einer hartnäckigen Knieverletzung musste ich fast zwei Jahre lang aufs Laufen verzichten, erst durch unzählige Kräftigungsübungen und Barfusslaufen habe ich meine Fehlstellung in den Griff bekommen. Aber in den nächsten 5 Jahren war ich nicht mehr aufzuhalten, ich habe fast jedes Wochenende irgendwo auf der Welt verbracht, einen Trail zu laufen. Im Jahr 2019, ein Jahr vor Corona habe ich insgesamt 24 Marathons und Ultras finishen können. Durch das hohe Laufpensum und meine Reisetätigkeit hat mein soziales Leben etwas darunter gelitten, heute versuche ich die Balance zwischen beide Welten zu finden. Schliesslich gibt es noch andere schöne Dinge ausserhalb des Laufsports.

 

Welcher Marathon hat dir besonders gefallen bzw. welchen kannst du speziell empfehlen?

Ich finde den Trail-Marathon in Liechtenstein sehr interessant, man durchquert dabei fast das ganze Land (lach), ausserdem ist der Lauf landschaftlich schön und gut organisiert, vielleicht könnten wir demnächst als Club-Event organisieren.

 

Wie schaffst du es zu regenerieren? Hast du dazu einen ultimativen Tipp?

Ich bin relativ langsam unterwegs und bleibe meistens weit unter meinem Schwellenwert, ausserdem gehe ich beim Downhill keine grossen Risiken ein, deshalb sind die Verletzungsrisiken gering. Neben dem Laufen mache ich zusätzlich noch viel Krafttraining mit Langhantel, ausserdem habe ich mich intensiv mit der Ernährung auseinandergesetzt. Leider ist das Thema Essstörung selbst bei Freizeitsportlern ein Tabuthema: Je dünner, desto schneller scheint der Trend zu sein. Ohne genug Kalorien und wichtige Makrostoffe kann der Körper nicht die volle Leistung abrufen und die Regeneration leidet. Zusammenfassend kann ich sagen, dass die richtige Mischung aus Trainingsintensität, eine vollwertige Ernährung, sowie Krafttraining die Verletzungsrisiken minimieren.

 

Wie stehst du zum Thema Misserfolg beim Laufen (wir alle hatten – oder irgendwann einen haben werden)?

Ich finde es wichtig, auch vom Scheitern zu sprechen, letztendlich ist der Umgang mit Niederlagen auch eine kulturelle Frage. Während in den USA ein Scheitern, also DNF (Did not Finish) sowohl beim Sport als im Business durchaus positiv bewertet wird, wird das Scheitern bei uns gleichgesetzt mit einem Makel. Fakt ist, Misserfolge gehören im Leben dazu. Ich wünsche mir einen entspannteren Umgang mit dem Thema, damit vielleicht auch mehr Menschen, vor allem Frauen das Langstreckenlaufen für sich entdecken, mehr Selbstbewusstsein entwickeln und vor allem Spass dabeihaben werden.

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