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Interview Nr. 16 mit Yvonne Turi

Interview Nr. 16 mit Yvonne Turi

Wann und wo bist du zum Laufen gekommen?

Viel Bewegung war immer ein grosser Teil meines Alltags. Als junges Mädchen spielte ich beim SV Sissach Fussball mit den Jungs, ging ins Kunstturnen, ging fast täglich nach der Schule auf die Kunsteisbahn oder in die Badi, spielte in der Schule Basketball, tanzte Rock’n’roll, fuhr immer mit dem Fahrrad überall hin. Aus Freude bin ich öfters auf die Sissacherfluh gerannt und wieder zurück (ich bin in Sissach aufgewachsen). Nachdem bei mir als 19-jährige die unheilbare Autoimmunerkrankung Lupus Erythematodes diagnostiziert wurde und der Rheumatologe mir empfahl, für Trost und Rat einer Selbsthilfegruppe beizutreten, dachte ich mir: Sicher nicht! Ich nehme den Kampf gegen meinen Körper auf. So begann ich intensiver zu laufen, immer längere Distanzen, bis ans Limit. Das Limit kam immer später, mein Körper wurde stark und der Lupus? Der war da, aber jedes Mal, wenn er sich bemerkbar machte und ich Erschöpfung vom Nichtstun verspürte, schnallte ich meine Laufschuhe an und lief der Müdigkeit davon, anstatt dem Körper nachzugeben und zu faulenzen. Seit über 20 Jahren lebe ich mit Lupus, ohne regelmässige Medikamente, und ohne einen schlimmen Schub. Das Rheuma plagt mich ab und zu, aber ich lass mich nicht unterkriegen. Den Supermarathon Gutsmuths-Rennsteiglauf vor ein paar Wochen bin ich trotz happigen Rheumaschmerzen gelaufen. Ein paar Tage danach ging es mir aber besser als vorher. Den ärztlichen Prognosen zum Trotz bin ich heute Mutter von drei Kindern, zwei Zwillingsmädchen und einem Lausbuben. Das Laufen ist meine Medizin, Erholung, Erneuerung, Inspiration und Leidenschaft aus vollem Herzen. Dem Laufsport habe ich auch meine Liebe fürs Leben zu verdanken, ich lernte Claudio 2005 im LSVB kennen.

 

Was waren deine persönlichen Highlights beim Laufen/an Wettkämpfen?

Jeder Hobbyläufer träumt von einer Sub-3-Stunden-Zeit bei der Marathondistanz. So auch ich. Dieser Traum erfüllte sich 2008 bei den Basler Marathontagen, da lief ich 2:59:53, mit Gesamtsieg.

Ein anderer grosse Traum ging 2017 in New York in Erfüllung: mit 3:04:26 belegte ich den 3. Platz in meiner Altersgruppe und landete in den top 100 overall.

Vor ein paar Wochen lief ich meinen 20. Marathon und suchte mir etwas Spezielles aus. Den Supermarathon Gutsmuths-Rennsteiglauf, 73.5 km. Nie hätte ich mir erträumt, so eine Distanz laufen zu können. Ich startete mit Rheumaschmerzen, die leider nicht minder wurden, aber das Durchbeissen hat sich gelohnt. Ich gewann in meiner Alterskategorie und wurde 10. overall. Was für ein Glücksgefühl, am Schluss diese Ziellinie überqueren zu dürfen.

In Wien im Jahr 2018 lief ich zwar nicht eine Top Zeit, die grosse Hitze verunmöglichte dies, aber ich überquerte als 1. in meiner Altersklasse die Ziellinie, als 14. overall als erste Hobbyläuferin hinter der Elite.

Ein unvergessliches Erlebnis von A bis Z war der Untertage Marathon in Sondershausen im Jahr 2014. Ich ging ohne Erwartungen an den Start, da ich wegen meinem zweiten Studium und den Prüfungen kaum Zeit zum Trainieren hatte. Ich nahm mir vor, einfach mal mitzulaufen und wenns nicht mehr geht, auszusteigen. Aber dann kam alles anders. Ich lief unter Tage den bisherigen Streckenrekord (https://de.wikipedia.org/wiki/Untertage-Marathon).

Der Muttenz Marathon ist jedes Mal ein super schönes Erlebnis und ein Highlight in heimischer Umgebung. Ich bin sehr stolz, auf dem schönen Bänkli zweimal als Siegerin verewigt zu sein.

Gänsehaut-Feeling verspürte ich auch schon einmal am Jungfrau-Marathon, wo ich als Eliteläuferin starten durfte und jeder Speaker mein Name ausrief.

Besondere Glücksmomente verspürte ich beim Powerman in Zofingen 2014, ich flog förmlich auf der Strecke, lief die 30km in etwas über 2 Stunden und unser Team landete auf dem 2. Platz. Auch jedes Mal sind die Glücksgefühle beim Gigathlon, Team of Five, unbeschreiblich. Der Teamspirit ist magisch.

 

Was hast du noch für Ziele im Laufen (Wettkämpfe/Zeiten)?

Mein Hauptziel, unter 3 Stunden einen Marathon zu laufen, habe ich erreicht. Deshalb habe ich keine zeitlichen Ziele mehr. Klar macht es enorm Spass, mit einem relativ geringen Aufwand immer noch in dieser Schallgrenze laufen zu können. Und Spass ist mein Hauptziel heute beim Laufen. Wenn dann noch eine gute Platzierung resultiert, bin ich mehr als happy. Ich liebäugle mit dem Comrades Ultramarathon in ein paar Jahren, wenn die Kinder «afrikareisetauglich» sind.

 

Wie bist du zum BRC gekommen?

Im Jahr 2005 bin ich dem LSVB beigetreten. Dazumal waren es weniger als 100 Mitglieder. Wir waren eine grosse Familie und viele der Leute dort habe ich tief in mein Herz geschlossen, bis heute. Es brauchte einiges, dass ich den LSVB «loslassen» musste, bin oder war ich doch emotional sehr mit diesem Verein verbunden, da dank diesem Verein mein Leben eine ganz andere Kehrtwende machte, als mir dort an einem Donnerstag, den 2. Juni 2005, mein heutiger Mann Claudio über die Laufstrecke lief. Doch nach gewissen Ereignissen konnte ich mich nicht mehr mit dem Vereinsleben identifizieren. So erging es anscheinend einigen und ein neuer Verein, der BRC, wurde geboren. Ich war Gründungsmitglied und seit Anfang dabei. Obwohl mir das regelmässige Zusammentreffen mit vielen tollen Leuten des LSVB fehlt, bereute ich diesen Entscheid nie.

 

Was gefällt dir besonders beim BRC?

Das Laufen und Saufen, haha. Die ausgelebte Vielfältigkeit rund ums Laufen, von diversen Stärkestufen im Training bis zu den organisierten Longjogs, Trainingslager, Theorieangeboten usw. Das Wichtigste in einem Laufclub sind ausgebildete Trainer, die wissen, von was sie reden und die jedem Einzelnen, individuelle (nicht die im Internet herunterladbaren) Ratschläge geben und Trainingspläne schmieden können. Auf solche Ressourcen kann der BRC stolz sein. Unschlagbar professionelle und übersichtliche Homepage. Eine Visitenkarte die passt wie die Faust aufs Auge. Die wundervollen Menschen, die zusammenfinden, viel Schweiss verlieren, aber an Freundschaft gewinnen, der Spass ist immer im Vordergrund. Als ambitionierte Hobbyläuferin gefallen mir natürlich auch die sensationellen Resultate und Erfolge unserer Top Läuferinnen und Läufer des Vereins, die mich jedes Mal mit grossem Stolz erfüllen.

 

Was ist deine Lieblingswettkampfdistanz und -Wettkampf?

Marathondistanz, flach oder ganz ruppig bergauf. Je länger je mehr auch die Ultras, an die ich mich langsam heranwage (die Kinder werden älter und meine Trainings können dann wieder intensiver werden).

 

Du bist Mami, Geschäftsfrau, Läuferin – Hut ab. Wie managst du das alles?

Managen ist wohl das falsche Wort. Ich bin eine Chaotin, renne ständig der Zeit hinterher, arbeite und erledige Kram oft bis tief in die Nächte hinein (Haushalt, Wäsche, Postkram, E-Mails, Kinderangelegenheiten, Menupläne, Einkaufslisten, Geburtstage vorbereiten, Feste vorbereiten, Vorkochen, Vorbacken, Ferienabwesenheit vorplanen, die Liste ist noch länger) schlafe zu wenig und ruhe mich viel zu wenig aus. Die Tage und Wochen sind zu kurz. Ganz ehrlich: ohne Claudio, der der absolute Ordnungsmensch, Organisator, riesen Mithilfe im Haushalt, ein Papi, der sich für die Kinder viel Zeit nimmt, und vieles unternimmt, könnte ich dieses Pensum nicht prästieren. Wenns immer geht flüchten wir nach Arosa, um neue Energie zu tanken, dort tickt die Uhr langsamer. Ich liebe diesen Ort, die Berge, die Trails, die Luft und unser heimeliges Familienzusammensein.

 

Wie entspannst du nach einem Wettkampf?

Zuerst die Unterhopfung mit Erdinger alkoholfrei ausgleichen, dann eine Massage von meinem Mann, der ist der beste Masseur, den ich kenne: hart aber herzlich. Ein heisses Bad, das wirkt Wunder. Abends viel Gutes auf dem Teller und etwas Edles im Glas. Dann tolle Musik und Tanzen die halbe Nacht.

 

Welche Sportart fasziniert dich neben dem Laufen noch?

Tennis, Biken, Rennvelo, Langlauf/Skating, Skifahren, Inlineskaten. Hauptsache lange und intensiv ?

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