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100 km – Irgendwann muss jeder mal nach Biel … oder auch öfter 😉

100 km – Irgendwann muss jeder mal nach Biel … oder auch öfter 😉

Letzten Herbst wuchs das Projekt «Biel 2022». Fünf BRCler:innen waren Ende letzten Jahres bereits angemeldet: Sara, Daniel, José, Robert und ich (Marek).
Da so ein 100km-Training nicht immer gut vorhersehbar ist, war die Vorbereitung auch kein sicheres Unterfangen. Einen Marathon sind alle schon einmal gelaufen, ich überquerte auch in Biel bereits einmal die Ziellinie (allerdings nach 2 Stunden gehen), Dani ist mit Abstand unser erfahrenster «Ultra» mit 14 Biel Starts, Robert lief hingegen bereits zahlreiche Marathons und ist einer unserer schnellsten Marathonis. Sara gewann dafür ihr 56km-Vorbereitungsrennen um den Bieler See im Mai.

Leider musste José bereits im Vorfeld absagen: Verletzungen durchzogen sein Training, was für Biel suboptimal ist. So standen Sara, Daniel, Robert und ich am Start.

Der Start befand sich ausserhalb von Biel in der Tissot Arena. Von dort aus geht es auf eine lange 100 km-Runde durch die Nacht. Alle vier BRCler:innen startetet im vorderen Feld. Robert, der mit Abstand der schnellste von uns  Vieren ist, lief von Anfang an vorne mit – ich lief etwas dahinter, dann Dani und Sara.

Zu Beginn konnten die Stirnlampen ruhig noch aus bleiben. Die Stadt und deren Randgebiet gaben genug Licht um sicher voranzukommen. Man merkt, dass die Bieler 100km eine absolute Traditionsveranstaltung sind. Überall sind kleine Gartenpartys zugange, Menschen stehen bis weit in die Nacht am Streckenrand und applaudieren – top!

Was die Verpflegung angeht, so muss man sich in Biel eigentlich keine Sorgen machen. Siebzehn Verpflegungsposten sorgen dafür, dass es an Energie nicht mangeln muss. Ausserdem hat man die Möglichkeit, sich mit einem Velo begleiten zu lassen und dann permanent versorgt zu werden.
Sara lief mit Rucksack, Dani und Robert verliessen sich auf die Bieler Verpflegungsstellen und ich hatte Mona. Mona hatte einen recht kurzweiligen Job und auch sie sollte keine ruhige Nacht haben 😉. Zirka alle 10–15 Kilometer stand sie am Streckenrand und reichte mir eine neue Flasche mit Kohlenhydraten und etwas Wasser für mein Gel. Kohlenhydrate und Koffein sollten dafür sorgen, dass ich nicht zu müde werde.

Wie bei jedem Lauf, stürmen etliche Läufer:innen zu Beginn vorweg. Da fällt es schwer sich nicht mitreissen zu lassen, schliesslich sind zu Beginn die Beine noch leicht und können deutlich mehr als das angepeilte Renntempo. Aber: Geduld – die Nacht ist lang …
Das Renntempo für sich zu bestimmen, ist nicht leicht. Für mich wählte ich eine Pace, die etwas schneller ist als ein lockerer Dauerlauf und doch einiges langsamer als das Marathontempo. Nach sechs bis sieben Stunden würde ich sowieso noch langsamer werden. In der Theorie sollte das aufgehen. Aber die zählt in Biel wenig.

Von Robert, Dani und Sara habe ich ab dem Start nichts mehr gesehen. Ich hoffte, es läuft bei allen gut.
Mona habe ich immer super getroffen und unterwegs fleissig die 500 ml-Flaschen geleert. Zu meiner Motivation sollte mir Mona immer die aktuelle Platzierung durchgeben. Nach 21 km war ich auf Platz 24, dann 23 und kurz vor dem ersten Marathon noch elfter. Das mit der Motivation klappte. Etwa bei Kilometer 50 sah ich vor mir einen Bekannten. Robert musste leider gehen. Aus Erfahrung weiss ich, dass das bei dieser Distanz bitter ist für die Motivation. Die Nacht ist noch lange und gerade die Hälfte durch. Er lief kurz mit mir mit, bis ich dann allein weiterlaufen sollte, schade.

Bei Kilometer 58 traf ich Mona wieder. Ich war mittlerweile Siebter.

Eine weitere ganz besondere Motivation in Biel ist es, mitzukriegen, wie es langsam wieder heller wird. Werden die Beine doch zunehmend schwerer und die stete Monotonie auf dem Pfad entlang der Emme vernebelt einem langsam die Sinne, so tut es gut zu merken, wie die Nacht bald dem Ende zugeht. Inzwischen war ich Vierter.

Damit es nicht allzu langweilig wird, lassen sich die Organisatoren auch immer gerne neue Streckenabschnitte einfallen. Trottet man erst lange monoton der Strasse entlang und hofft, im nächsten Ort zum Verpflegungsposten zu gelangen, muss man doch auf einmal scharf links abbiegen, einen steinigen, steilen Waldweg mehrere hundert Meter hoch, anschliessen mit schweren Beinen wieder eine Schotterpiste runter, um dann wieder auf die gleiche, monotone Strasse zu gelangen – Danke dafür 😉!

Nun war es endgültig hell und die letzten zwanzig Kilometer liefen fast wie erwartet. Erst euphorisch, da der Tagesanbruch für eine super Stimmung sorgt, dann aber erschöpft und jeden Kilometer herbeisehnend. Da die Sinne nach acht Stunden laufen etwas vernebelt sind, deutete ich ein Schild etwas anders als der Veranstalter … ein extra Kilometer …

Die letzten Kilometer vergingen laaaangsam. Doch als dann die Tissot Arena zu sehen war, lief es wieder und ich rannte fassungslos nach 8 Stunden 42 ins Ziel – immer noch als Vierter von über 400. Da haben sich sieben Monate Vorbereitung doch gelohnt. Ich war überwältigt.

Mona teilte mir dann mit, dass Robert bei Kilometer 58 aussteigen musste. Auch Sara war bereits in Biel. Leider kam auch sie mit dem Shuttleservice und nicht zu Fuss. Krämpfe sorgten ebenfalls bei Kilometer 58 dafür, dass sie unmöglich weiterlaufen konnte. Biel ist leider nicht gut vorhersehbar und immer für Überraschungen gut – positive wie negative.

Dani, der Biel-Routinier, lief in ein fünfzehntes Mal ins Bieler Ziel ein – nach 9 Stunden 45 als 29. Mann – sauber, Dani!

Ich weiss noch nicht, wann ich wieder nach Biel komme. Aber eines ist klar: Ich empfehle jedem, wenigstens einmal über einen Start nachzudenken. Ja, es dauert lange. Aber die Erfahrungen möchte ich nicht missen. Wenn man dann weiss, dass man für das Finish 21 Stunden Zeit hat, dann erscheint es doch ganz schnell realistisch 😊…

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