Mona gewinnt Gold beim 100 km-Lauf in Biel!
Was für Wahnsinnsleistungen von Mona Frank und Marek Stössinger an den 61. Bieler Lauftagen! Mona wurde in einer sensationellen Zeit von nur 9:39:05 h Gesamtachte und gewann die Alterskategorie W30. 🙂 Die 100 km zog sie gleichmässig in einer Pace von 5:47 Min./km durch. Wahrscheinlich bekommt sie im BRC bald einen neuen Übernamen (wie wär’s mit Duracell-Mona?). Marek schaffte die 100 km in sehr schnellen 10:29:11 h und wurde damit 80. im Gesamtklassement der Herren (von total 548.)! Da in Biel um 22.00 Uhr gestartet wird, war Marek damit um 08.29 Uhr im Ziel – gab’s dann ein morgendliches Zielbier? Herzlichen Gratulation den beiden Ultra-Cracks für diese aussergewöhnlichen Leistungen. Wir sind stolz auf euch.
Hier der interessante Bericht von Mona und Marek:
Letztes Jahr starteten Mona und ich bei dem E51 im Rahmen des Eiger Ultra Trails. Daraufhin meinte ein ebenfalls laufender Freund von uns zu Mona: «Wenn du 51km mit 3000hm in 9 Stunden schaffst (incl. 45min Pause ?), dann brauchst du für 100km im Flachen nicht viel länger…». Der Gedanke 100km zu laufen war für Mona erstmal utopisch. Da ich Biel aber schon länger recht anziehend fand, haben wir uns dann doch kurzerhand vergangenen Herbst angemeldet. Der Respekt war riesig.
Das Training verlief mit Höhen und Tiefen – zumindest bei mir. Immer wieder war hier eine Sehne entzündet, oder da ein Muskel verhärtet… Naja, wird schon werden!
Am vergangenen Freitagabend war es dann soweit. Bereits am Donnerstag fuhren wir zur Startnummernausgabe in der Sporthalle. Es gab genau eine Startnummer, vier Sicherheitsnadeln und bei Bedarf einen Müsliriegel. Anschliessend haben wir uns mit unserem Bus auf dem Bieler Campingplatz niedergelassen. Das Tolle daran, dass ein Wettkampf am Abend stattfindet, ist, dass man tagsüber versucht so wenig wie möglich Energie zu verbrauchen und so viel wie möglich aufzunehmen. Sprich: Wir sassen den ganzen Freitag auf unserem aufblasbaren Sofa in der Sonne und haben von Zeit zu Zeit etwas gegessen – nicht übel.
Der Müssiggang hatte dann allerdings gegen fünf Uhr ein Ende. Schliesslich sind noch ein paar Dinge zu erledigen: Riegel sortieren, Getränkeflaschen füllen, Klamotten zurechtlegen und Fahrräder parat machen. Fahrräder? Ja, den 100km-Läufern ist es erlaubt, sich von einem Radler begleiten zu lassen. Der Vorteil lag auf der Hand. Schliesslich kann man auf das Pausieren an den Verpflegungsständen verzichten, hat ausschliesslich die «Leckereien» dabei die man mag und verträgt und auch für Unterhaltung während des Rennens ist gesorgt. So haben sich zwei Freunde von uns bereit erklärt, sich für uns etliche Stunden auf den Sattel zu setzen und uns die ganze Nacht über mit Essen und Trinken zu versorgen und uns bei Laune zu halten.
Um 21 Uhr waren wir an der Sporthalle im Bieler Stadtzentrum, nahe des Starts. Unsere beiden radelnden Pacemaker wurden mit der Bieler Polizei und den anderen Fahrradbegleitern nach Lyss eskortiert, wo sie bei Kilometer 22 auf uns lauerten.
Für Mona und mich begann nun die Zeit der «Vorfreude». Während draussen starke Windböen und Nieselregen für nicht gerade motivierende Bedingungen sorgten, nahmen wir auf dem Boden der Sporthalle Platz. Auf den Beinen sind wir nachher noch genug… Immer näher rückte der Start und mit jeder Minute stieg die Nervosität. 100km laufen wir sonst vielleicht mal insgesamt in einer Trainingswoche.
Um viertel vor zehn begaben wir uns zum Startbereich, in dem über tausend 100km- und 56km-Läufer auf den Startschuss warteten. Spätestens jetzt merkte man, dass der Bieler 100km-Lauf eine über sechzigjährige Traditionsveranstaltung ist. Gefühlt war ganz Biel auf den Beinen, um die Ultraläufer zu bejubeln und anzufeuern.
Kurz vor zehn ertönte die Schweizer Nationalhymne. Anschliessend war es still und es folgte der Startschuss.
Wir waren relativ weit vorne im Starterfeld – fünfte oder sechste Reihe. Unser Ziel war es locker in unserem normalen lockeren Dauerlauftempo zu starten. Somit liefen Mona und ich erstmal zusammen und nach ein paar hundert Metern liess Mona etwas abreissen, was vernünftig war.
Die Strassen der Innenstadt waren voller jubelnder Menschen, was zu sehr emotionalen ersten Kilometern führte. Mit breitem Grinsen und etwas zu flott rannte ich dann aus der Bieler Innenstadt hinaus in Richtung Aarberg. Erst nach ein paar Kilometern normalisierte sich mein Tempo. Ich versuchte stets keine Kraft zu brauchen und so ökonomisch wie möglich zu laufen. Die Stimmung war weiterhin beeindruckend. Überall entlang der Strecke waren in den Wohngebieten kleine Feste und Grillpartys im Gange, mit dem Ziel, die verrückten Ultraläufer anzufeuern. Es war vermutlich auch einer der Abende an dem alle Kinder lange aufbleiben durften, um ihre Hände den Läufern entgegenzustrecken damit sie von diesen ein «High-Five» erhalten.
Nach etwa 1h45 erreichte ich Lyss, wo Thomas, meine Radbegleitung, mich mit vollgepacktem Bike erwartete. So ging es nun gemeinsam durch den immer noch anhaltenden Nieselregen. Thomas ist ein erfahrener Ultraläufer und achtete strikt auf meine Nahrungsaufnahme, mit der er zu dem Zeitpunkt nicht sonderlich zufrieden war – etwas zu wenig. Er stellte sich einen Wecker, um mir dann regelmässig etwas aus seinem Lenkerkörbchen anzubieten.
Bei Kilometer 38 war ich nach 3h10 auf Platz 37. Es lief gut, der Regen wurde sanfter und auch der Wind liess langsam nach. Ab Kilometer 50 fingen die Ansätze meiner vorderen Oberschenkelmuskulatur an zu ziehen, und etwas zu verhärten. Damit hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gerechnet. Ich lief etwas langsamer und versuchte bewusst die Beine locker zu lassen. Thomas reichte mir Salztabletten und immer wieder etwas zu trinken. In Kirchberg, bei Kilometer 56 verabschiedeten sich die 56km-Läufer und stiegen in den Shuttlebus zurück nach Biel. Ebenfalls musste sich Thomas kurzzeitig von mir verabschieden, da auf dem nun folgenden Emmendamm keine Radbegleitung erlaubt ist. Ich lag auf Platz 32.
Der Emmendamm ist ein etwa 1m breiter Naturweg mit Steinen und kleineren Wurzeln, die ich im Lichtkegel meiner Stirnlampe ausmachen konnte. Das Ziehen meiner Oberschenkel wurde leider stärker und es fiel immer schwerer die Beine nach vorne zu holen. Bei Kilometer 65 entschied ich mich 500m zu gehen und anschliessend wieder 1.5km zu laufen, um meine Beine etwas zu lockern. Das klappte eher mässig. Thomas nahm mich nach weiteren zwei Kilometern wieder in Empfang und war über meinen Zustand besorgt. Ich fing an zu gehen und machte an einem Randstein eine Pause, um meine Oberschenkel etwas zu massieren. Kaum war ich wieder losgegangen, laufen ging leider immer noch nicht, überholte mich Mona mit ihrer Begleitung Steffi.
Mona lag super im Rennen. So, wie ich es von den gemeinsamen Trainingsläufen gewohnt bin, lief sie konstant ihr geplantes Tempo. Sie war zu dem Zeitpunkt auf dem 10. Platz der Frauen.
Ich versuchte immer wieder zu traben, ohne Erfolg. Meine Beine gaben nichts mehr her. Ausserdem wusste ich, dass es bis Bibern konstant leicht bergauf ging und nach der dortigen Verpflegungsstelle der steilste Anstieg der Strecke kam. Thomas befürchtete langsam, eine fünfstündige Wanderung entlang der Aare vor sich zu haben. Ich wollte einen erneuten Laufversuch starten, sobald es bergab ging – bei Kilometer 80 nach 12 Kilometern und 2,5h wandern. Mittlerweile lag ich auf Platz 89.
Es gelang. Ich konnte, der Schwerkraft folgend, hinunter in Richtung Aare laufen. Immer wieder versuchte ich kräftig anzufersen und meine Oberschenkel zu mobilisieren. Mein Tempo war auch gar nicht so übel und Thomas’ Laune stieg auch immer mehr.
Bis zum 90km-Schild konnte ich mein Tempo gut halten. Woran das lag, kann ich beim besten Willen nicht beantworten. War es die Sonne und das mittlerweile super Wetter? Lag es daran, dass ich auf keinen Fall austeigen wollte und auch nicht gewillt war ewig zu wandern? Vielleicht lag es auch einfach an der Gehpause, die meinen Beinen Ruhe gönnte.
Mona lag in der Zwischenzeit auf dem 9. Platz und schien nicht sonderlich an Form einzubüssen. Steffi, ihre Radbegleitung heizte sie auch kontinuierlich an, das Tempo zu halten und die «blaue Hose» zu jagen. Die «blaue Hose» war eine Läuferin, die immer wieder Mona überholt hatte und immer wieder von Mona eingeholt wurde.
Das Verpflegen gehört nicht immer zu Monas Stärken. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie gerade Mal einen Liter Kohlenhydratdrink und etwas Cola intus – aber wenn es funktioniert…
Und das tat es! Die «blaue Hose» lag inzwischen zwei Minuten hinter Mona und somit erreichte Mona das Ziel in sagenhaften 9 Stunden, 39 Minuten und fünf Sekunden als achte Frau von 121 – ein super 100km-Debut!
Bei mir war die Luft nun raus und ich freute mich, die letzten Kilometer hinter mich zu bringen. Ich lief aber noch und verfluchte die finalen Anstiege zur Bieler Innenstadt und die zu schnellen Kilometer, mit denen ich in das Rennen gestartet bin. Oder lag mein Einbruch an der zu geringen Nahrungsaufnahme, oder den verletzungsbedingt geringeren Trainingsumfängen der letzten Wochen? Ich weiss es nicht. Bin aber überglücklich, dass ich es dennoch geschafft habe.
Zehn Stunden und 29 Minuten nach dem Startschuss erreichte ich das Ziel auf Platz 80 von 548 Männern.
Ob wir nach Biel zurückkehren? Keine Ahnung. Es war ein toller Lauf mit guter Stimmung und eine grandiose Erfahrung. Aber für den Moment haben wir von den 100km genug und freuen uns auf kurzweilige Bergläufe.
In ein paar Jahren vielleicht. Schliesslich hatte ich mir das ja etwas anders gedacht…