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Interview Nr. 12 mit Lukas Oldani

Interview Nr. 12 mit Lukas Oldani

gefragt von Serena Teoh

 

Wann und wo bist du zum Laufen gekommen?
Nach Abschluss meiner Berufslehre als Schreiner und vor Beginn meines Informatikstudiums kam ich auf den Gedanken „once in a lifetime“ einen Marathon zu laufen. Warum ich das damals wollte, weiss ich heute nicht mehr genau. Sport war bei uns in der Familie zwar ein Thema, aber Wettkämpfe bestritten wir mit Ausnahme von meiner Schwester, die Sport studierte, gerne an Orientierungsläufen teilnahm und das auch heute noch tut, keine. So habe ich mich erst mal informiert wie lange denn ein Marathon ist und habe mich ganz naiv für den Lausanne Marathon angemeldet. Anhand von Tabellen aus der Literatur mit denen man anhand von einem 10km Lauf seine Endzeit berechnen kann, habe ich mir eine Wunschzeit von unter 3:30 ausgerechnet und bin am Lausanne Marathon 2002 dann auch eine 3:26 gelaufen. Der Lauf war ein grossartiges Erlebnis, das Laufen war aber mit diesem Event dann für mich auch wieder abgeschlossen. Im Studium waren meine Wochen mit Lernen und der Musik, was eine grosse Leidenschaft von mir war, sehr gut ausgefüllt. Nach dem Studium und einige Jahre später verspürte ich Lust mich wieder sportlich zu betätigen und stieg dort ein wo ich Jahre zuvor aufgehört hatte.

 

Was waren deine persönlichen Highlights beim Laufen/an Wettkämpfen?
Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, denn das Laufen bedeutet mir sehr viel. Sicherlich gehören zu meinen persönlichen Highlights beim Laufen auch einige Wettkämpfe. Aber das Laufen auf die Wettkämpfe zu reduzieren wäre sicherlich viel zu kurz gefasst. Genauso wichtig sind mir Begegnungen mit anderen Sportlern aus denen auch einige sehr gute Freundschaften entstanden sind. Weiter habe ich auch viele tolle Erlebnisse aus Trainingslagern wo ich mich physisch austobte und eine Menge Spass hatte. Dann gibt es aber zig Erlebnisse die ich mit mir und meinem Sport alleine habe. Das sind z.B. Orte die mir sehr viel bedeuten. Einer dieser Orte ist der Wisenberg im Oberbaselbiet. Ein Berg auf den ich unzählige Male hochgelaufen bin und der mir bis heute sehr viel bedeutet. Dann habe ich auch viele Erlebnisse wo mir beim Laufen Dinge, die ich mir lange hin und her überlege, plötzlich klar werden. Als würde beim Laufen manchmal ein Schleier weggezogen wo ich plötzlich klarer sehe. Diese Momente lassen sich nicht erzwingen, aber das Laufen scheint mir beim Lösen von Problemen oder dem Beantworten von Fragen zu helfen. Und dann sind da sicher auch noch die Wettkämpfe. Ich sehe die Wettkämpfe als ein Zückerchen, das Pünktchen auf dem i. Die schönsten Wettkämpfe ware für mich der Dritte Lausanne Marathon bei dem ich zum ersten Mal unter drei Stunden gelaufen bin. Mein Berlin Marathon wo ich zum ersten Mal unter 2:30 lief. Und dann sicher auch der Zürich Marathon bei dem ich mit 2:25 meine Bestzeit aufstellen durfte. Und dann auch noch mein vierter Lausanne Marathon wo ich nach einem guten und kämpferischen Rennen auf den zweiten Gesamtrang laufen durfte. Du siehst, der Lausanne Marathon ist für mich ein sehr wichtiger Wettkampf.

 

3. Was hast du noch für Ziele im Laufen (Wettkämpfe/Zeiten)?
Da ich vor rund zwei Jahren eine grosse Knieoperation hatte bei der mir ein Tumor aus dem Knie operiert wurde, ist das Laufen wie ich es kannte schwierig geworden. Diese Krankheit steht in keinem Zusammenhang mit meiner läuferischen Tätigkeit. Diese Art Tumor ist sehr selten, es war einfach nur Pech. Die Operation ist gut verheilt und abgeschlossen. Für mich persönlich als jemand der den Sport sehr ambitioniert betrieb, wird das Thema aber wohl nie ganz abgeschlossen sein. Ob mein Knie jemals wieder so wird wie vorher ist fraglich. Somit habe ich bis auf weiteres keine Ziele im Wettkampfsport. Ich möchte aber so lange es geht laufen und mich draussen bewegen können. Das ist mein Ziel.

 

Wie bist du zum BRC gekommen?
Viele aus dem BRC kenne ich schon sehr lange. Rainer beispielsweise schon über zehn Jahre. Ich war bei der Gründungsversammlung des BRC dabei, bin aber damals dem BRC nicht beigetreten, da ich damals persönlich eine aufwühlende Zeit durchlebt habe. Ich war dem Verein aber immer verbunden und habe hin und wieder auch mal ein Training besucht. Etwa neun Monate später wurde ich dann Mitglied. Für mich war das aber keine grosse Sache, denn wie gesagt kannte ich viele aus dem Verein schon sehr lange.

 

Was gefällt dir besonders beim BRC?
Mir gefällt das Training und die gemeinsame Leidenschaft am Sport. Mir gefällt es wenn man die Sachen die man tut ernst nimmt und trotzdem locker bleibt. Beides ist mir gleichermassen wichtig. Blödsinn machen ist super, wenn jedoch nichts dahintersteckt, dann ist das nichts für mich. Ebenso entspricht es mir nicht wenn man mit verbissen und ohne Freude die härtesten Trainings runterballert. Der BRC hat hier einen tollen Weg gefunden. Das macht der BRC für mich aus.

 

Was ist deine Lieblingswettkampfdistanz und -Wettkampf?
Da muss ich nicht lange überlegen: der Marathon. Unter den Marathons sind meine persönlichen Lieblinge: der Marathon in Lausanne, Berlin und Hamburg.

 

How did you typically prepare for a major race, physically and mentally?
In der Zeit als ich meine schnellsten Resultate lief, lief ich sehr viel und oft. In der Spitze waren das unter normalen Bedingungen, soll heissen in einer Arbeitswoche, bis zu 170-180 km. Diese Spitze erreichte ich aber nur zweimal im Jahr. In der Regel lief ich abgesehen von der Regenerationsphase über 100km/Woche. In einem Trainingslager in Portugal habe ich wohl die meisten Kilometer gelaufen. Das waren in zwei Wochen etwa 400km. Das Training war immer alternierten in Dreiwochenzyklen aufgebaut. Eine Woche Regeneration, zwei Wochen Training. Wobei ich in der Regenerationswoche auch lief, aber halt weniger hart und weniger weit. Wenn immer möglich versuchte ich am Montag alternativ zu trainieren. Das war der Tag an dem ich einen regenerativen lauf von 12-15 km gehabt hätte. Dieses Alternativtraining habe ich dann natürlich bei den regulären Wochenkilometer abgezogen. Als es auf den Wettkampf in der heissen Phase zuging habe ich dann Dienstags, Mittwochs und Donnerstags zweimal trainiert. Wobei eines dieser Doppeltraining entweder ein regenerativer Lauf, Technik- oder Krafttraining war. Selten habe ich auch noch am Freitag ein Doppeltraining eingelegt. Die qualitativen Trainings lief ich am Dienstag und Donnerstag. Einmal Wiederholungsläufe, das andere Mal ein Tempodauerlauf. Der lange Lauf dann jeweils am Sonntag. Bei der mentalen Vorbereitung stand mir während der letzten Phase meiner Wettkampftätigkeit ein befreundeter Coach zur Seite mit dem ich mich sporadisch getroffen habe. Er hat mich kritisch hinterfragt und mir auf den Zahn gefühlt. Am Ende des Treffens gab er mir dann Hausaufgaben deren Bearbeitung ich ich ihm jeweils vor dem nächsten Treffen per Mail zustellen musste. Einmal meinte er beispielsweise: Lukas, Du bist ein Grübli! Das ist sowohl Deine Stärke und Deine Schwäche. Da hat er voll ins Schwarze getroffen! Ich bin jemand der sich sehr viele Gedanken macht und nicht mit einfachen Antworten zufrieden gibt. Das ist oft Segen und Fluch zugleich.

 

What do you think is most important in order to attain longevity in running?
Die Regenerationsphase nach der Wettkampfsaison. Dabei ist es egal ob man 5km oder Marathon läuft. Die Regenerationsphase ist sowohl physisch, als auch psychisch gleichermassen wichtig. Die Trainingsphase ist lang und verlangt viel von einem. Es ist wichtig ausgeruht in diese Phase zu starten, sonst hält man es nicht durch. Jede abgebrochene Saison ist ein kleiner Stich in das Sportlerherz und hinterlässt seine Spuren. Eine alte Binsenwahrheit unter den Trainern ist: Bringe einen Athleten verletzungsfrei durch die Saison und er wird von alleine besser. Des Weiteren ist die persönliche Motivation des Athleten nicht ein unerschöpflicher Brunnen. Es gleicht mehr einem Gefäss aus dem man jede Saison etwas nimmt. Dieses Gefäss kann sich auch wieder auffüllen, aber es geschieht schnell, dass man an seiner Motivation Raubbau betreibt. Gerade in einem Sport wie dem Marathonlaufen, wo sich ein Investment oft erst nach Jahren auszahlt, ist es wichtig haushälterisch mit seinen Ressource umzugehen.

 

Meine Abschlussfrage an dich: What do you have to say to all aspiring runners like us?
Laufen ist toll und ein Privileg. Ziele zu haben und daran zu arbeiten ist super und ich möchte jeden dazu ermutigen sich zu überlegen was er möchte, bei seinen Träumereien nicht geizig zu sein, grosse Pläne zu schmieden und beim Arbeiten daran konsequent und zielorientiert vorzugehen. Trotzdem, wir sollten immer wieder einen Schritt zurücktreten und uns bewusst werden wie gut es uns geht und uns freuen, dass wir gesund sind und laufen dürfen
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